Mittwoch und Donnerstag waren Hyunwoo, Young-soo, einige Auslandskoreaner (AK) und ich auf Besichtigungstour in Goseong in der Gangwon-Provinz. Auslandskoreaner sind Koreaner, die im Ausland leben (eigentlich logisch) und unsere kamen aus den USA, Japan, China und Kasachstan (überraschend, aber in Kasachstan scheint es recht viele AK zu geben). Die AK hatten an einer Konferenz zum Thema „Changing Circumstances in Northeast Asia and a New Paradigm for South-North Cooperations“ teilgenommen, die unsere Stiftung zusammen mit dem Institute for Peace Affairs organisiert. Auf der Konferenz hatten sie stundenlang monotone koreanische Monologe gehalten und nicht nur mich, sondern offensichtlich auch sich gegenseitig damit gelangweilt – der ein oder andere ist nämlich eingeschlafen. Auf Tour zeigten sie allerdings ihr anderes Gesicht, aber dazu später.
Die Gangwon-Provinz liegt im Nordosten Südkoreas, also direkt an der Grenze zu Nordkorea und ist seit dem Koreakrieg geteilt. Von Seoul aus fährt man ungefähr dreieinhalb Stunden mit dem Auto dorthin. Übernachtet haben wir in einem Appartementhotel. Positiv: Meerblick vom Balkon und Waschbecken (ja, das freut mich JEDES MAL!). Negativ: Keine Betten und koreanisches Frühstück. Landschaftlich ist die Gangwon-Provinz ganz groß, Berge und Meer und momentan ist ja Indian Summer, das heißt die Blätter sind sehr schön verfärbt. So langsam gelingt es mir aber nicht mehr so gut wie am Anfang darüber in Begeisterungsstürme auszubrechen. Die Grenze zwischen den Koreas bildet die DMZ (Demilitarized Zone) – auf einem Streifen von ein paar Kilometern darf sich kein Militär aufhalten und im Bereich dahinter finden nur vom Militär kontrollierte öffentliche Aktivitäten statt. Vom Unification Observatory aus kann man mit Ferngläsern nach Nordkorea hinüber schauen – wo allerdings nicht viel los ist und außer dem nordkoreanischen Pendant zum Observatorium wenig zu sehen ist. Ich stelle es mir aber schon etwas amüsant vor, wenn die nordkoreanischen Militärs nach Südkorea rübergucken und da hängen die ganzen Touristen hinter den Ferngläsern. Ganz schön bescheuert!
Außerdem waren wir in einem Museum über den Krieg und einem Museum über die DMZ. Da gab es eine Menge toller Tafeln, größtenteils auf Koreanisch, ein paar Lichteffekte und Filme. Wieder einmal war ich fassungslos, wie immer, wenn mir die Leiden eines Kriegs vor Augen geführt werden und dann auch noch ein Krieg gegen die eigenen Mitbürger. Um uns abzulenken waren wir dann in einem merkwürdigen Aquarium mit ausgestopften Fischen und unzähligen, auf Hochglanz polierten Muscheln. Abends hat uns der Landrat zum Essen eingeladen. Da gab es Korean Barbecue und Business Drinking vom Feinsten! Während des Essens stand immer wieder irgendwer auf und hielt eine flammende Rede (also flammend im Vergleich zu den Reden bei der Konferenz) und im Anschluss an die Rede hieß es „Wihajo“ und alle mussten ihr Soju-Glas leeren. Ich hatte natürlich keinen Plan worum es überhaupt ging, habe aber immer brav geklatscht und getrunken. Zwischendurch ging auch mal ein Bierglas mit Soju rum, aus dem jeder einen Schluck nehmen musste. Und schließlich hatten alle große Freude daran sich gegenseitig ein Shot-Glas in die Hand zu drücken, es mit Soju zu füllen und dann auf Ex zu trinken. Ich bekam das zweifelhafte Kompliment „She’s good!“ Mit Hyunwoo habe ich auf Brüderschaft getrunken (nennt man hier wohl „Love Shot“). Der Spuk war relativ früh vorbei und so konnten Hyunwoo und ich den Abend auf unserem Balkon ausklingen lassen und über Musik und Männer sinnieren.
Am nächsten Tag haben wir das Wochenendhaus von Kim Sung-il, Kim Jong-ils Vater, besichtigt. Der hat da zwar wohl nur einmal übernachtet (ist ja auch ein wenig unpraktisch, wenn man als Nordkoreachef sein Wochenendhaus in Südkorea hat), aber was soll’s. Danach ging es zu einem Tempel. Mit den Tempeln ist es wie mit dem Herbstlaub: wirklich sehr schön anzusehen, aber ja, man gewöhnt sich dran und die Begeisterung lässt ein wenig nach. Immerhin hat ein Mönch ein paar Dinge erzählt und wir konnten uns einige der Zähne Buddhas anschauen, die dort ausgestellt sind und den Tempel besonders machen. Yay! Nach einem Besuch im Büro des Landrats (die AKs hielten es nicht für nötig ihre Handys auszumachen und immer klingelte eins), einem weiteren Barbecue, um einige Visitenkarten und eine Einladung nach Chicago reicher ging’s dann wieder nach Seoul. Sehr netter Ausflug, nur ein Overkill an Koreanisch. Bilder von Herbstlaub und Tempeln hier.
Die Gangwon-Provinz liegt im Nordosten Südkoreas, also direkt an der Grenze zu Nordkorea und ist seit dem Koreakrieg geteilt. Von Seoul aus fährt man ungefähr dreieinhalb Stunden mit dem Auto dorthin. Übernachtet haben wir in einem Appartementhotel. Positiv: Meerblick vom Balkon und Waschbecken (ja, das freut mich JEDES MAL!). Negativ: Keine Betten und koreanisches Frühstück. Landschaftlich ist die Gangwon-Provinz ganz groß, Berge und Meer und momentan ist ja Indian Summer, das heißt die Blätter sind sehr schön verfärbt. So langsam gelingt es mir aber nicht mehr so gut wie am Anfang darüber in Begeisterungsstürme auszubrechen. Die Grenze zwischen den Koreas bildet die DMZ (Demilitarized Zone) – auf einem Streifen von ein paar Kilometern darf sich kein Militär aufhalten und im Bereich dahinter finden nur vom Militär kontrollierte öffentliche Aktivitäten statt. Vom Unification Observatory aus kann man mit Ferngläsern nach Nordkorea hinüber schauen – wo allerdings nicht viel los ist und außer dem nordkoreanischen Pendant zum Observatorium wenig zu sehen ist. Ich stelle es mir aber schon etwas amüsant vor, wenn die nordkoreanischen Militärs nach Südkorea rübergucken und da hängen die ganzen Touristen hinter den Ferngläsern. Ganz schön bescheuert!
Außerdem waren wir in einem Museum über den Krieg und einem Museum über die DMZ. Da gab es eine Menge toller Tafeln, größtenteils auf Koreanisch, ein paar Lichteffekte und Filme. Wieder einmal war ich fassungslos, wie immer, wenn mir die Leiden eines Kriegs vor Augen geführt werden und dann auch noch ein Krieg gegen die eigenen Mitbürger. Um uns abzulenken waren wir dann in einem merkwürdigen Aquarium mit ausgestopften Fischen und unzähligen, auf Hochglanz polierten Muscheln. Abends hat uns der Landrat zum Essen eingeladen. Da gab es Korean Barbecue und Business Drinking vom Feinsten! Während des Essens stand immer wieder irgendwer auf und hielt eine flammende Rede (also flammend im Vergleich zu den Reden bei der Konferenz) und im Anschluss an die Rede hieß es „Wihajo“ und alle mussten ihr Soju-Glas leeren. Ich hatte natürlich keinen Plan worum es überhaupt ging, habe aber immer brav geklatscht und getrunken. Zwischendurch ging auch mal ein Bierglas mit Soju rum, aus dem jeder einen Schluck nehmen musste. Und schließlich hatten alle große Freude daran sich gegenseitig ein Shot-Glas in die Hand zu drücken, es mit Soju zu füllen und dann auf Ex zu trinken. Ich bekam das zweifelhafte Kompliment „She’s good!“ Mit Hyunwoo habe ich auf Brüderschaft getrunken (nennt man hier wohl „Love Shot“). Der Spuk war relativ früh vorbei und so konnten Hyunwoo und ich den Abend auf unserem Balkon ausklingen lassen und über Musik und Männer sinnieren.
Am nächsten Tag haben wir das Wochenendhaus von Kim Sung-il, Kim Jong-ils Vater, besichtigt. Der hat da zwar wohl nur einmal übernachtet (ist ja auch ein wenig unpraktisch, wenn man als Nordkoreachef sein Wochenendhaus in Südkorea hat), aber was soll’s. Danach ging es zu einem Tempel. Mit den Tempeln ist es wie mit dem Herbstlaub: wirklich sehr schön anzusehen, aber ja, man gewöhnt sich dran und die Begeisterung lässt ein wenig nach. Immerhin hat ein Mönch ein paar Dinge erzählt und wir konnten uns einige der Zähne Buddhas anschauen, die dort ausgestellt sind und den Tempel besonders machen. Yay! Nach einem Besuch im Büro des Landrats (die AKs hielten es nicht für nötig ihre Handys auszumachen und immer klingelte eins), einem weiteren Barbecue, um einige Visitenkarten und eine Einladung nach Chicago reicher ging’s dann wieder nach Seoul. Sehr netter Ausflug, nur ein Overkill an Koreanisch. Bilder von Herbstlaub und Tempeln hier.
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