Dienstag, 10. November 2009

Fotofreaks überall

Wenn ich in einer neuen Stadt bin, finde ich Sightseeing und Feiern ja ganz nett, aber was mich wirklich interessiert ist das, was man wohl den Lifestyle der Stadt nennt (wenn sich Lifestyle nicht so pseudomäßig nach Taff, Exclusiv und Co anhören würde): Kunst, Mode, Leute, Cafés und das Treiben auf den Strassen. Insofern verbringe ich heute (das war letzten Samstag) - trotz ziemlicher Angeschlagenheit durch Erkaeltung und staendige Niesattacken - den perfekten Tag in Peking. Erst Fruehstueck im Helen's, dann National Art Museum of China und schliesslich gemuetliches Bummeln durch die Strassen der traditionellen Hutongs. Das Museum war eher eine Enttaeuschung: irgendwelche Realisten und eine Comic- und Animationsausstellung. Alles auf Chinesisch und sehr voll. Die Chinesen sind echt Voegel: Die fotografieren selbst im Museum ALLES, jedes Bild, jeden Bildausschnitt, sich gegenseitig vor jedem Bild. So nehmen sie alles nur durch den Sucher wahr und schauen sich nichts richtig an. Das ist nicht auszuhalten! Der Gedanke an all die sinnfreien, schlechten Bilder (am besten noch mit Handykamera!) saugt alle Kreativitaet aus mir selbst aus und ich will zum Ausgleich nie wieder einen Fotoapparat in die Hand nehmen.

Zum Glueck bin ich danach zu den aeusserst netten und inspirierenden Hutongs - gemuetliche, schmale Altstadtgassen - gefahren. Hier vertreibt sich eine bunte Mischung aus kreativ gekleideten Einheimischen und Touristen die Zeit in den vielen kleinen Laedchen, die Papierwaren, coole Kleidung und Accessoires oder auch Tourikitsch anbieten. (Ich habe mir eine Tasche aus recyclten Zeitungen gekauft. Wie Öko bin ich bitte?) Sehr viele Leute mit Kameras unterwegs und tatsaechlich gibt es auch ueberall Interessantes einzufangen. Man muss nur aufpassen, dass man nicht das Objektiv des Nachbarn im Bild hat ... Mit Musik im Ohr dort entlang zu schlendern und die Eindruecke einzusaugen, hat mir mal wieder das Gefuehl gegeben, dass es in jeder Stadt Orte gibt, an denen man sich wohl fuehlt und so irgendwie ein bisschen wie zu Hause ist. Jetzt versuche ich mich mit einem Orangentee, Chickensandwich und einer chinesischen Modezeitschrift zu kurieren - einen Mangel an originellen Cafes hat Peking - im Gegensatz zu Seoul (mal abgesehen von Hongdae) - nicht und alle offerieren tollen Kaesekuchen. (Ich träume davon meine Diplomarbeit oder ein ähnliches Werk über Kaesekuchen zu schreiben. Man sollte nicht glauben, was das für ein weites Feld ist!)

1 Kommentar:

Andreas hat gesagt…

das wäre die erste diplomarbeit, die ich verschlingen würde!